Aber wo finde ich eine?
Ich lasse mir den Weg beschreiben und mache mich auf, die Straße hinunter, um die Ecke bis hinter das Geschäftshaus. Das alles ist leicht zu finden nur das Postamt nicht.
Noch einmal fragen?
Oder doch das Navi zu Rate ziehen?
Als ich es endlich gefunden habe, hat es geschlossen. Am Abend im Hotel gebe ich die Karten an der Rezeption ab, wo man mir verspricht, die Briefmarken zu besorgen und meine Postkarten gleich auf die Reise nach Deutschland zu schicken.
Ja, es gibt sie noch, die Freunde, die mich bitten eine Ansichtskarte aus dem Urlaub zu schicken und schöne, bunte Marken drauf zu kleben. Das mache ich doch gerne. Auf der Arbeit finde ich meine Ansichtskarten dann wieder, an der Pinnwand im Sekretariat oder auf dem Schreibtisch meines Kollegen.
Meine Freundin hat im Flur ihrer Wohnung einen Draht an der Wand befestigt. Kleine, runde Magneten halten daran all die bunten Karten aus fernen und nahen Ländern fest.
Natürlich besitze ich einen ganzen Schuhkarton voll mit Ansichtskarten, meine Schatzkiste. Hier liegen sie, die Ansichten, die es mitunter längst nicht mehr so zu sehen gibt. Neubauten verstellen heute den Blick, Straßenführungen haben das Stadtbild verändert. Ein Teil der Steilküste ist abgebrochen, das Meer hat sich das Land längst zurück erobert.
Auf manchen Ansichtskarten sind Ergänzungen angebracht. Ein kleines Kreuz bezeichnet die Stelle, hinter der das Zimmer mit dem besten Blick über die Landschaft war.
"Da wohnen wir."
Hier kann ich stundenlang stöbern, die alten Texte lesen. Eine meiner alten Ansichtskarten stammt von meinem Opa, der in den 50er Jahren nach Capri reiste und an seine Hanni, meine Oma, Ansichtskarten von seiner Italienreise schickte.
Ansichtskarte aus Capri 1951 |
"Mein lieber Schatz!
Bis jetzt noch immer Sonnenschein ohne jeden Regen. Mittags 33-34 Grad i/Schatten. Kein Lüftchen. Brief v. 8.9. gestern erhalten. Habe gestern Bootsfahrt zur blauen Grotte gemacht. Sehr schön. Unser Hotel liegt 300 m hoch über dem Golf. Es ist sehr schön, aber es fehlt mir meine Hanna. So einsam ist es nicht das Richtige.
Wir wollen doch gegen 10-11 Uhr in Essen sein. Wenn das Wetter gut, dann wäre es schön, wenn Du so früh hier sein könntest.
Schreibe Dir erst wieder von Roma Hannely.
Herzliche Grüße
Dein Martin"
Die erste ganzseitig bebilderte deutsche Karte, die ohne Umschlag verschickt wurde, stammt nach heutiger Kenntnis von 1866. Sie enthält eine Einladung zur Treibjagt, stammt vom Lithografen Wilhelm Schneider aus Worms und ist postalisch gelaufen am 5. Dezember 1866. Diese auf hellgrünem Karton gedruckte Karte lief von Westhofen nach Offstein mit zwei 1-Kronen-Freimarken.
Quelle:
wikipedia