"Wie ein Spatz am Alexanderplatz - Berliner Orte"
das neue Buch mit Gedichten und Geschichten von Joachim Ringelnatz - erschienen im be.bra verlag, herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Matthias Zimmermann.
Link:
be.bra verlag
Joachim Ringelnatz, 1883 geboren, hieß eigentlich Hans Gustav Bötticher. Er wuchs in Leipzig auf. Ab 1901 arbeitete er als Schiffsjunge, bereiste Konstantinopel, Liverpool, Rio de Janeiro und viele andere Orte. Nachdem die Zeit auf See vorbei war, ging er 1909 nach München, wo sich die Boheme jener Zeit traf. Ringelnatz war Kabarettist, Maler und Schriftsteller. Hier in München begann er seine literarische Karriere.
1919 verfaßte er die ersten Gedichte unter dem Pseudonym Joachim Ringelnatz. 1930 zog er endgültig nach Berlin.
Seine Karriere endete 1933, als er nicht mehr auftreten durfte, seine Bücher wurden verboten und verbrannt.
Link:
Ringelnatz Biografie
wikipedia.Joachim_Ringelnatz
Als ich das Buch in den Händen hielt und darin erstmals blätterte, wollte ich es gar nicht mehr weglegen.
Joachim Ringelnatz heute lesen?
Auf diese Frage gibt es für mich nur ein ganz eindeutiges JA!
Dieses kleine Büchlein "Wie ein Spatz am Alexanderplatz" - zwei Zeilen aus einem seiner Gedichte, das man auf Seite 33 nachlesen kann, - hat mir nicht nur Spaß gemacht, mich wunderbar unterhalten, sondern mich auch sehr, sehr nachdenklich gestimmt. Gedichte und Geschichten die jetzt so aktuell sind wie einst.
Ein Buch mit seinen Gedichte und Geschichten, die sich nicht haben verbrennen lassen.
Meine Begeisterung für Gedichte von Joachim Ringelnatz steckt im Detail, im überraschenden seiner Reime. Seine Moral - vielleicht ist es auch keine- tanzt wie ein Kobold, Zeile für Zeile.
In diesem Buch lesen ist ein Blick rückwärts, der sich dabei gleichzeitig nach vorne spiegelt. Ach längst vergangenes Berlin, was du doch so aktuell, das auf all den Plätzen und in jenen Straßen mir beim Lesen das eben Beschriebene so nah begegnet.
Wohl dem der sieht, was um ihn herum geschieht.
Um mit Ringelnatz zu sprechen:
"Jede Teilbetrachtung überrascht und belehrt".
Es gilt so vieles noch, was ich hier lese: "Fasanenstraße: Austern, Sekt, erstklassige Weine."
Wer morgen dort hin ginge fände es, wie beschreiben, vor.
"Häuser werden jetzt unbesehen, telefonisch verkauft". Noch eine solche Vorgehensweise, die uns schon gar nicht mehr fremd zu sein scheint.
Alle begegnen sie mir in Berlin. Der Arme, der Reiche, der Mürrische, der mir in der Bahn gegenüber sitzt und der alten Dame nicht einmal mehr seinen Platz anbieten mag. Der Betrunkene, der mich nach ein bißchen Kleingeld fragt.
Da schaut mich der Chef an, der von seinem Mitarbeitern ein Übermaß an Arbeitseinsatz erwartet.
Und nicht zuletzt unser Gast in Berlin, dessen Koffer mein Mann netterweise die vier Treppen bis zu unserer Wohnung hoch trägt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen