Sonntag, 19. Juni 2016

19. Juni 2016 - Wochenmärkte in Berlin und an anderen Orten der Welt

Wochenmärkte sind immer wieder ein Erlebnis. Hier bekommt man nicht nur frisches Obst und Gemüse, sondern auch Bioprodukte, Blumen und vieles mehr.

Bereits im Mittelalter kam mit dem Stadtrecht auch das Marktrecht zu uns in die Städte.

Link:
Wochenmärkte - Historie

Mein Lieblingsmarkt am Samstag in Berlin-Schöneberg ist der Markt am Winterfeldplatz. Er ist mein wunderbarer Treffpunkt um mit Freunden einzukaufen, zu bummeln oder einfach nur zu verweilen.
Besonders wenn nach der langen Winterzeit wieder die Möglichkeit gegeben ist, draußen zu essen und/oder etwas zu trinken und ich das erste Mal im Jahr dort in der Sonne sitze, stellt sich sofort "mein Urlaubsgefühl" ein. Es fühlt sich unvergleichlich gut an, so, als könne ich es mit den ersten warmen Sonnenstrahlen in mir aufnehmen, ja geradezu tief inhalieren. Dann bin ich hier und doch wieder nicht. Am Obststand mit Rambutan, Feigen und Bergpfirsichen weht leise das Fernweh, wie ein zarter Frühlingshauch, um mich herum.

Link:
Wochenmärkte in Berlin

Hier kaufe ich "mein Dinkelbrot", und die leckere Salzlakritz.

Link:
Lakritzfachgeschäft

Die besten Tortenstückchen von allen gibt es am Stand vom Waldcafé aus Kleinmachnow. Das sind die Tortenstückchen, die ich - in alter Tradition - samstags ab und zu mit zum Kaffee trinken zu meiner Freundin Sigrid mitnehme. Dann schlemmen wir hemmungslos von meinen mitgebrachten Köstlichkeiten gefüllt mit Erdbeer- oder Himbeer-Sahne, Schokolade oder einer Stachelbeer-Baiser Torte. Wir blättern in einem ihrer Fotoalben und in unseren Erinnerungen.

Link:
Waldcafe Kleinmachnow

Ich liebe es, im Urlaub den vielen unterschiedlichen Markthallen und -Plätzen einen Besuch abzustatten. Hier, umgeben von all den exotischen Gerüchen, den unbekannten Dingen, erwacht meine Neugier, mal positiv, mal negativ. Ich kann es kaum erwarten, am Markplatz anzukommen.
Duftet es dort hinten geheimnisvoll nach fremden Gewürzen?
Sind es betörend süßliche duftende Blüten, die mich an den Marktstand locken?

Blumenfrau in Khorat; im Nordosten Thailands
Foto: eki

Ist es der beißende Geruch nach verbranntem Fleisch, der mir den Atem nimmt oder weht der Wind den unangenehm strengen Geruch nach getrocknetem Fisch bis hin zu mir?
Getrockneter Fisch, kunstvoll zu einem Kreis gebunden, so etwas wird bei uns daheim nicht angeboten. Auch wenn es alles sehr hübsch anzusehen ist, unser Mittagessen wird es nicht werden.


Auf einem Markt in Laos
Foto: eki
Erst beim Näherkommen offenbart sich manches Mal das Geheimnis eines Marktstandes.

Ein Angebot auf einem Wochenmarkt nahe Oudomxai, im Norden von Laos
Foto: eki
Der Durst kann auf diesem Markt in China mit der frischesten Milch des Tages, auf die ungewöhnlichste Weise die ich sah, gestillt werden. Die Ziegen blicken drein, als riefen sie selbst nach Kundschaft.
Hält die eine nicht Ausschau nach dem Durstigen, der schon auf dem Weg zu ihnen ist?

Frische Ziegenmilch gewünscht? In China kein Problem.
In Chaouzhou am Delta des Han Jiang Flusses
Foto: eki
Neben Fleisch und Fisch gibt es vor allem Obst und Gemüse, immer und überall auf der Welt auf den Märkten, oft praktisch verpackt, gleich zum mitnehmen und hier (fast) ohne Plastik. An diesem Morgen drängte sich alles durch die schmalen Gänge des Marktes. Immer wieder mussten wir Händlern, die mit kleinen Karren zu ihrem Stand unterwegs waren, Platz machen, dem Gegenverkehr ausweichen. Das meiste allerdings wurde in einem Korb hoch auf dem Kopf sicher durch das Gewusel balanciert. Voller Bewunderung war ich, angesichts dieser Leistung.

Kokosnüsse, einzeln gut zum Transport verpackt; Wochenmarkt in Chauk/Myanmar
Foto: eki
Kokosnüsse hält auch der "morning-market" von Hat Lek, direkt am Grenzübergang von Thailand nach Kambodscha, für uns bereit. Hier gibt es hauptsächlich Obst, Gemüse und Blumen zu kaufen. Viele der Händler, die ihre Waren anbieten, kommen von jenseits der Grenze aus Kambodscha. Mich faszinierten die eleganten Orchideen, eine schöner als die andere. Ihre Blüten, wie aus Wachs geformt, wippten leise im Morgenwind.
Ihr Preis? Für mich unvorstellbar günstig.
Um den Markt zu besuchen, heißt es zeitig aufstehen. Das Frühstück wird uns nach unserer Rückkehr im Mairood Resort/Trat Waterfront serviert werden.

Link:
Mairood Resort

Hat Lek "morning-market" Khlong Yai District, Thailand
Foto: eki

Nachtmärkte sind meine Königinnen unter den Märkten. Wenn Mond und Sterne bereits am Firmament erschienen sind, dann erst öffnen sie. Im Licht zahlloser Kerzen und Lampen erstrahlen sie, einer Königin gleich. Die Nacht macht sie zu den geheimnisvollen Orten, an denen immer noch Märchen wahr werden.
Als krönender Abschluss eines gelungenen Urlaubstages werden sie zum Ziel vieler Besucher. Ein Nachtmarkt ist häufig an jedem Abend zu besuchen, die Königin hält Hof.
Immer noch nichts zu Abend gegessen? Kein Problem!
Es lockt mich mit allerlei Speisen und Getränken, herbei, herbei. Da ist bestimmt für jeden Gaumen etwas vorbereitet. Und ganz nebenbei komme ich mit den netten Nachbarn aus Neuseeland, die am Nebentisch speisen, ins Gespräch. Sie haben Heute den YehLiu-Coast-Park besucht, der bei uns für Morgen auf der Urlaubshitliste für Taiwan steht. Für mich eine willkommene Gelegenheit, ein paar Urlaubstipps auszutauschen und der Geschichte ihrer Reise zu lauschen.

Nachtmarkt in JiLong (KeeLung)/Taiwan
Foto: eki
Die Supermärkte locken mich noch einmal direkt hinein in den Alltag meines Urlaubslandes. Gut bis eisgekühlt die Innenräume, liegen im künstlichen Licht all die großen und kleinen Dinge des täglichen Bedarfs vor mir.
Werde ich hier die gleichen Waren vorfinden wie bei uns zu Haus?

Supermarkt mit Getränkeangebot in der Provinz Guangdong/Chinas
Foto: eki

Supermarkt in einem Kaufhaus in Zhuhai, Provinz Guangdong/China
Foto: eki


Wochenmärkte, ob überdacht, im Freien oder in einer Halle untergebracht, sie sind immer wieder eine willkommene Abwechslung und der Mittelpunkt mancher meiner Urlaubstage. Ich möchte sie nicht missen, ganz egal ob unterwegs oder bei uns zu Haus. Ein Besuch lohnt sich für mich auf jeden Fall. Ich bin gespannt, zu welchem Markt mein Leben mich noch führen wird.



Donnerstag, 16. Juni 2016

15. Juni 2016 - Erdbeerzeit - Rumtopfzeit

Was für eine Frucht ist das eigentlich, die Erdbeere?

Die Erdbeeren (Fragaria) sind eine Gattung in der Unterfamilie der Rosoideae innerhalb der Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Sie spielten schon seit der Steinzeit eine Rolle in der menschlichen Ernährung, erst mit der Einführung amerikanischer Arten im 18. Jahrhundert entwickelte sich jedoch die Gartenerdbeere. Entgegen ihrem Namen zählt die Erdbeere aus botanischer Sicht nicht zu den Beeren, sondern zu den Sammelnussfrüchten. Es gibt ungefähr zwanzig Arten, die meisten in den gemäßigten Zonen der Nordhalbkugel sowie eine Art in Chile ( Fragaria chiloensis).
Quelle:
Wikipedia

100 gr. Erdbeeren haben 33 Kalorien und 58,8 mg Vitamin C.

Erdbeeren - auch Monatserdbeere, Rotbeere, Brestli, Brestling oder Brästling genannt.
Quelle:
Duden

Was tun mit frischen Erdbeeren?
Wie wäre es mit diesen ersten Früchten des Jahres im Rumtopf?

In meiner Bekanntschaft gibt es viele Rumtopfenthusiasten und jede/r schwört auf "ihr" Rezept. Da sind die Rührenden und die Schüttelnden, die Zuckerfreudigen und die Zuckersparer, die Freundinnen des Glasgefäßes und die Steintopfliebhaberinnen.

Mein Rumtopf reift in einem großen Glasgefäß mit weiter Öffnung, das ich mit Butterbrotpapier und einem breiten, roten Gummiband verschließe. In der Vorratskammer, dort wo es dunkel ist, bewahre ich ihn auf.

Der altbewährte Rumtopf beginnt mit Erdbeeren. Frisch gepflückt, makellos liegen sie entstielt, gewaschen und trocken getupft vor mir auf der Küchenwaage.

250 gr. Erdbeeren
125 gr. Zucker
und soviel vom 54%igem Rum aus Übersee, dass die Früchte in meinem Glas mit ca. 3 cm Flüssigkeit bedeckt sind.
Da sich der Zucker am Boden absetzt, schüttele ich das Glas von Zeit zu Zeit vorsichtig, damit sich alles gut durchmischt. Alle 2 Wochen prüfe ich den Flüssigkeitsspiegel, um bei Bedarf etwas vom Rum nach zu gießen.

Nach und nach gebe ich weitere Früchte, Zucker (2:1) und Rum im o.g. Verhältnis dazu.
Als nächstes folgen im Laufe des Jahres Himbeeren, Johannisbeeren, Brombeeren, Blaubeeren, dann Kirschen (mit Steinen).
Aprikosen überbrühe ich kurz, dann werden sie geschält, entsteint, zerteilt, dasselbe mache ich mit Pfirsichen (oder Nektarinen). Entsteinte Pflaumen und zum Schluss süße, reife Birnen, geviertelt und vom Kerngehäuse befreit.
Einen Monat nach der letzten Fruchtzugabe gieße ich noch einmal eine halbe Flasche Rum in meinen Rumtopf.
Der 1. Advent ist mein Tag der ersten Kostprobe.
Mir schmeckt der Rumtopf besonders gut über Vanillepudding oder auf dünnen Pfannkuchen. Manchmal kommt auch etwas davon in eine Tasse meines schwarzen Tees.

Im Schwabenland heißt die Erdbeere Breschdlinge, die Erdbeermarmelade folgerichtig Breschdlingsgsälz und das Erdbeermarmeladenglas demnach Breschdlingsgsälzhäfele
Quelle:
Schwäbisches Lexikon

Wie wäre es mit einer Erdbeer-Rhabarber-Marmelade?
1  kg  Erdbeeren
1  kg  geschälter Rhabarber
2  kg  Zucker
2  EL Zitronensaft

Erdbeeren entstielen. Den Rhabarber schälen, in kleine Würfel schneiden und beides mit dem Zucker und dem Zitronensaft in einem Topf auf dem (Gas-)Herd aufsetzen. Auf kleiner Flamme rühren, bis der Zucker aufgelöst ist. Dann alles aufkochen und auf großer Flamme weiterkochen, bis der Saft gut eindickt.
In saubere, vorgewärmte Gläser füllen und gut verschließen.

Die Erdbeere hat es sogar bis in die Werbung geschafft. Ich erinnere mich noch an den Slogan von Langnese Eiscreme:
"Wenn ich doch so begehrt wär', wie der Cornetto Erdbeer".

Genauso begehrt ist sicherlich ein selbstgemachter Erdbeer-Likör.

Erdbeer-Likör von Walderdbeeren
1 Pfund reife Walderdbeeren
250 gr.  Zucker
1 1/2  l  Cognac oder Kirschwasser

Beeren, Zucker und Cognac werden in eine große Flasche gegeben und gut verschlossen. Unter täglichem Umschütteln 4-5 Wochen lang an einem sonnigen Platz ziehen lassen.
Dann die Flüssigkeit filtrieren, auf kleine Flaschen aufziehen, verschließen und lagern.

Selbst in der Literatur ist die Erdbeere heimisch.
In Thomas Manns Roman "Tod in Venedig" stirbt Manns Protagonist Gustav von Aschenbach an ein paar Erdbeeren, die er sich kauft. An den überreifen Früchte infiziert er sich mit der Cholera.

In einem von Paul Zech verfassten Gedicht heißt es:
"Ich bin so wild nach Deinem Erdbeermund..."
Der Schauspieler Klaus Kinski rezitiert das Gedicht auf seiner "Sprechplatte Kinski spricht Villon" von 1959, seine Autobiografie von 1975 verwendet als Titel den des Gedichts.
Verschiedene Musikgruppen vertonten das Gedicht.
Quelle:
Wikipedia

Link:
Klaus Kinski "Erinnerungen"
Achim Reichel

Das schreit doch geradezu nach einer süßen Erdbeer-Verführung

Erdbeer-Souffles
250 gr.  Erdbeeren
 60  gr.  Zucker
1/4  TL  Zitronensaft

5 Eiweiß
125 gr. Zucker

Puderzucker
etwas Butter zum Einfetten der Förmchen

Kleine Auflaufförmchen

Frische, gewaschene und trocken getopfte Erdbeeren durch ein Haarsieb drücken. Mit dem Zucker und dem Zitronensaft gut vermischen. Kalt stellen.
Mit einem Handmixer das Eiweiß steif schlagen, den Zucker Esslöffelweise unter den Eischnee schlagen. Das kalte Erdbeermus vorsichtig darunter heben.
Auflaufförmchen fetten, mit der Erdbeer-Eiweiß-Masse füllen, mit dem Puderzucker bestreuen.
Bei 160 - 175 °C für 15-20 Minuten auf mittlerer Schiene backen.

In der Kunst gibt es einen sehr bekannten Ort, "Strawberry Fields", ein Platz im Central Park in New York, USA, von Yoko Ono gestaltet, in Erinnerung an John Lennon. Dieser Platz liegt nicht weit vom Dakota Buildings entfernt, vor dem John Lennon 1980 erschossen wurde. Der Name geht auf einen Beatles-Song zurück, der allerdings nichts mit Erdbeeren, sondern mit einem Waisenhaus in Liverpool zu tun hat.

Strawberry Fields
Foto: eki

Mittwoch, 15. Juni 2016

14. Juni 2016 - Haikus

Haikus schreiben, diese wunderbare Gedichtform aus Japan, bereitet mir immer wieder ein besonderes Vergnügen. Nicht zuletzt deshalb habe ich einen blog zu diesem Thema.

Link:
Haikus und mehr

Mit neuen Kleidern
gehe ich meiner Wege
Herbststurm zerzaust



Dienstag, 7. Juni 2016

6. Juni 2016 - Bildungsurlaub mit Arbeit und Leben e.V. in Berlin

Bildungsurlaub was ist das und wie geht das?

Bildungsurlaub bedeutet bezahlte Freistellung von der Arbeit, um sich in anerkannten Veranstaltungen politisch oder beruflich weiterzubilden.

Bildungsurlaub wird in den Gesetzen der Bundesländer geregelt und damit unterschiedlich. In Bayern und Sachsen gibt es kein solches Gesetzt, in Thüringen ist eines in Vorbereitung und in Baden-Württemberg sollte es seit 2015 in Kraft getreten sein.
Welches Gesetz gilt hängt davon ab, in welchem Bundesland sich der Arbeitsplatz befindet.

Der Antrag auf Bildungsurlaub ist vom Arbeitnehmer beim Arbeitgeber zu stellen.

Links zu weiteren Infos, Hilfen usw:
Infos, rund um den Bildungsurlaub für ganz Deutschland
Länderübersicht pdf
Bildungsurlaub Übersicht

Jede/r kann (z.Bsp.) bei Arbeit und Leben e.V. an einem der Seminare teilnehmen. Mitglied einer Gewerkschaft muss man nicht sein. Der Anspruch auf Bildungsurlaub kann hier oder bei einer anderen anerkannten Bildungseinrichtung in die Tat umgesetzt werden.
Eine Bescheinigung für den Arbeitgeber, über die Teilnahme des Arbeitnehmers, gibt es am Ende des Seminars. Der Bescheid über die Anerkennung von Bildungsveranstaltungen gemäß §11 Berliner Bildungsurlaubsgesetz (BiUrlG) vom 24.10.1990 wird allen Teilnehmern zugeschickt.
Die Kosten für die einzelnen Seminare sind dem Heft zu entnehmen, für Unterkunft und Verpflegung sorgt jede/r selbst. Eine 7-Tage-Karte für die BVG sollte man sich vor Beginn des Seminars kaufen, da es jeden Tag zu einem anderen Ort in Berlin zu fahren ist.

Das Programmheft von Arbeit und Leben Berlin, einer Einrichtung der politischen Jugend- und Erwachsenenbildung, erscheint jährlich mit vielen spannenden, interessanten Angeboten. Diese politische Arbeit macht Arbeit und Leben Berlin seit über 60 Jahren mit großem Erfolg.

Link zu Infos unter:
Arbeit und Leben Berlin
(Bildungsurlaub: Ihr gutes Recht - alles rund ums Thema Bildungsurlaub)
und bei Facebook

Im Mai war es für mich wieder einmal soweit: "Kleider machen Leute" - die Textilindustrie in Geschichte und Gegenwart, sollte mich eine Woche lang beschäftigen.

Eine Frage beantwortete sich gleich am ersten Tag: Was ist Kleidung und was ist Mode?
Kleidung ist alles, was man trägt, um seinen Körper zu bedecken.
Mode ist der individuelle Ausdruck von Kleidung. Sie geht über das bloße Bedecken des nackten Körpers hinaus.
Na, so in etwa jedenfalls!
Da kann sich doch jede/r gleich selbst die Frage beantworten:
"Was bedeutet Mode für mich?"

Was ist eigentlich geblieben von der einstmals florierenden textilverarbeitenden Industrie in Deutschland?
Was ist aus der Textil- und Bekleidungsindustrie der DDR geworden?
Produziert wird heute vorwiegend im Ausland mit den Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt hier zu Lande, die jeder kennt.
Ein Gespräch mit einem Gewerkschaftsvertreter im Haus der IG-Metall, beleuchtete einen weiteren Aspekt der Textilindustrie im Jahr 2016 im Standort Deutschland.

Aber wie und wo hat es angefangen in Berlin mit den Webereien?
Ein Film zum Thema "Einwanderung in Berlin - Böhmische Textilunternehmen in Rixdorf" stimmten uns auf das Thema ein. Danach war Zeit für ein Gespräch über das Gesehene.
Wir fuhren nach Neukölln ins böhmische Rixdorf. Eine Reise in die Vergangenheit, eine Spurensuche - was erinnert an die böhmische Geschichte vor Ort?
Der preußische König Friedrich Wilhelm I. war bereit im Jahr 1737 böhmischen Webern eine Neue Heimat zu geben und schenkte 18 Familien 9 Doppelhäuser. Ihr Glaube hatte die Protestanten aus ihrer katholischen Heimat vertrieben. Sie brachten ihr Weberhandwerk nach Berlin. Das Denkmal König Friedrich Wilhelm I. steht heute noch dort, wo diese Häuser einst gebaut wurden, im böhmischen Dorf am Richardplatz. Das denkmalgeschützte Haus in der Kirchgasse 5 wurde 1753 erbaut und beherbergt jetzt das "Museum im böhmischen Dorf".
Auf dem Böhmischen Gottesacker wird immer noch bestattet.

Link:
Das Böhmische Rixdorf

Der S-Bahnhof Schöneweide war unser nächstes Ziel. Er hat noch den morbiden Charme der Wendezeit und ist einer der letzten S-Bahnhöfe Berlins, der noch so erhalten ist.
Hier in Oberschöneweide am nördliche Ufer der Spree, im Bezirk Treptow-Köpenick, war ehemals eines der bedeutendsten Fabrikquartiere Deutschlands. Mit den Weberei  fing es an. Die Gründerzeitbauten am Spreeufer zeugen davon. Die AEG baute 1890 dann eine Fabrik für Akkumulatoren. Es entstanden u.a. das Elektrizitätswerk Oberspree und ein Kabelwerk.
Heute ist in einem der Gebäude die Hochschule für Technik und Wirtschaft zu finden. Man kann am Ufer der Spree im Strandkorb eines Cafes der Hochschule Platz nehmen und die Ruhe am Ufer genießen, oder das eben gehörte im Gespräch mit anderen Seminarteilnehmern vertiefen. Ein gelungener Ausklang des Tages. Die letzten Sonnenstrahlen über der Stadt und ein einsamer Graureiher, der vorüberzieht.
Man darf gespannt sein, wie sich der Bezirk in den nächsten Jahren weiterentwickelt.

Der nächste Tag begann mit "300 Jahren Modegeschichte" und einer Führung durch die Dauerausstellung im Kunstgewerbemuseum am Kulturforum.
Von dort ging es zum Hausvoigteiplatz zu einer Führung mit Informationsgespräch. "Berliner Chic" und das Konfektionsviertel rund um den Hausvoigteiplatz.
Der Name des Platzes geht auf das 1750 errichtete Gefängnis der städtischen Gerichts- und Polizeibehörde zurück. Im gleichen Gebäude hatte der Hofrichter seine Wohnung. Bis 1881 gab es die Hausvoigtei.
Seit 1836 wurde am und um den Hausvoigteiplatz Kleidung gefertigt und verkauft. Die Brüder David, Moritz und Valentin Mannheimer, Juden aus Berlin, gründeten an dieser Stelle das textilverarbeitende Unternehmen "Gebrüder Mannheimer". David Leib Levin, Gebrüder Lewy, Hermann Gerson u.a. folgten schnell ihrem Beispiel.
1892 wurde das "Haus am Bullenwinkel", am Hausvoigteiplatz 3-4 gebaut. Ein Lager- und Warenhaus. Im Mittelalter war dies ein Platz zum Auftrieb von Vieh "Bullen" gewesen.

"Haus am Bullenwinkel", Hausvoigteiplatz 3-4
Foto: eki
Teil des schmiedeeisernen Eingangstores
Foto: eki
Ab April 1933 begannen die Nazis damit, die jüdischen Geschäftsleute zum Aufgeben ihrer Läden zu bewegen. Etwa 4000 Juden wurden deportiert und ermordet.
1992 gründete sich eine Gruppe, die sich für ein Denkmal einsetzte, das an die Verfolgung und Vertreibung jüdischer Berliner vom Hausvoigteiplatz erinnert. Seit 2002 ist es für die Öffentlichkeit zugänglich. Das Denkmal besteht aus zwei Teilen. Einer Anordnung Dreier verspiegelter Flächen, die an Ankleidespiegel erinnern. Sie bilden ein begehbares Dreieck. Im Inneren des Dreiecks sind am Boden Metalltafeln mit Informationen angebracht. Der zweite Teil des Denkmals befindet sich auf der Treppe des östlichen Ausgangs des U-Bahnhofes in unmittelbarer Nähe des Dreiecks. Hier sind viele Namen jüdischer Unternehmen aufgelistet, die sich auf die letzten Einträgen im Berliner Adressbuch beziehen.

Wie aber steht es mit der Modestadt Berlin im Jahr 2016?
Wie entwickelt man sein eigenes Label?
Ein Informationsgespräch in Weißensee Kunsthochschule Berlin über aktuelle Projekte, Studentenaustausch bis nach Bangladesh, zeigte uns das junge Berlin, Ideengeber für die Zukunft.

Weißensee Kunsthochschule Berlin
Foto: eki
Ein Besuch im Modedesigner Atelier von Ellen Eisermann - "Made in Germany" - "dem eigenen Stil treu bleiben". Ein Informationsgespräch mit der Designerin und einer Diskussion vor Ort, zeigten uns nicht nur ihre neue Kollektion, sondern gab uns auch einen kleinen Einblick in die Arbeit einer bekannten Berliner Modemacherin

Link zur Modemacherin:
Ellen Eisermann

Mode und Jugendkultur, eine Diskussionsrunde über den Stellenwert von Mode für Jugendliche - Identität oder Abgrenzung?
Berliner Modemessen ein weiteres Thema des Seminar.

Umweltverschmutzung und menschenverachtende Arbeitsbedingungen, Filmvorführung "The True Coast", waren nach einer Zwischenauswertung Themen der nächsten Seminartage. Beeindruckend hier ein weiterer Film zu dieser Problematik, der Film "China blue".
Wer stellt unsere Kleidung her?
Wer trägt die Kosten für Discountkleidung zum kleinen Preis?
Bio-Mode - fair und sauber?

Links zu hilfreichen Siegel (aus dem Seminar mitgebracht):
Grüne Mode
Greenpeace
Publikationen.pdf

Was geschieht mit unserer Kleidung, die wir in Kleidercontainern spenden, eine "Altkleiderlüge"?
Second Hand "Mitumba" auf afrikanischen Märkten (Dokumentarfilm). Gezeigt wird die vier Monate dauernde Reise eines Second Hand Fußballshirts von Hamburg bis in ein Dorf in Tansania.

Upcycling fashion - was steckt dahinter?
Aus Alt mach Neu, eine alte Idee in neuen Kleidern.

Onlineshops und Websites: 
Second Hand, tauschen und leihen

Aus dem Seminar "Kleider machen Leute" habe ich viele Ideen und Anregungen mitgenommen.
Ein Rückblick in meine eigene Geschichte zeigt mir ein Konzept, das aufging. Meine Mutter hat uns Kindern unsere Garderobe immer so geändert, das wir sie viele Jahre tragen konnten. Sie hat Röcke, Kleider und Hosen, erweitert, verlängert und/oder so verändert, dass sie wieder "wie neu" waren.
Nicht nur bewussteres Einkaufen meiner Kleidung, nein auch Ideen einige meiner Kleidungsstücke so zu ändern, dass ich sie wieder tragbar finde geht mir nicht mehr aus dem Kopf.
Vielleicht veranstalte ich ja eine Tauschparty mit den Freundinnen. Da kann jede das mitbringen, was sie nicht mehr tragen will. Angefangen von Kleidung über Modeschmuck bis hin zu Gürteln und Taschen. Das wird bestimmt ein Riesenspaß und einen leckeren Kuchen backe ich natürlich auch. Das alles sind nur einige meiner "Ergebnisse" vom Seminar.

Weitere Links zum Thema Bildungsurlaub unter:
Bildungsurlaub
Weitere Infos zum Thema
Der Spiegel
IG Metall Seminare