Dienstag, 7. Juni 2016

6. Juni 2016 - Bildungsurlaub mit Arbeit und Leben e.V. in Berlin

Bildungsurlaub was ist das und wie geht das?

Bildungsurlaub bedeutet bezahlte Freistellung von der Arbeit, um sich in anerkannten Veranstaltungen politisch oder beruflich weiterzubilden.

Bildungsurlaub wird in den Gesetzen der Bundesländer geregelt und damit unterschiedlich. In Bayern und Sachsen gibt es kein solches Gesetzt, in Thüringen ist eines in Vorbereitung und in Baden-Württemberg sollte es seit 2015 in Kraft getreten sein.
Welches Gesetz gilt hängt davon ab, in welchem Bundesland sich der Arbeitsplatz befindet.

Der Antrag auf Bildungsurlaub ist vom Arbeitnehmer beim Arbeitgeber zu stellen.

Links zu weiteren Infos, Hilfen usw:
Infos, rund um den Bildungsurlaub für ganz Deutschland
Länderübersicht pdf
Bildungsurlaub Übersicht

Jede/r kann (z.Bsp.) bei Arbeit und Leben e.V. an einem der Seminare teilnehmen. Mitglied einer Gewerkschaft muss man nicht sein. Der Anspruch auf Bildungsurlaub kann hier oder bei einer anderen anerkannten Bildungseinrichtung in die Tat umgesetzt werden.
Eine Bescheinigung für den Arbeitgeber, über die Teilnahme des Arbeitnehmers, gibt es am Ende des Seminars. Der Bescheid über die Anerkennung von Bildungsveranstaltungen gemäß §11 Berliner Bildungsurlaubsgesetz (BiUrlG) vom 24.10.1990 wird allen Teilnehmern zugeschickt.
Die Kosten für die einzelnen Seminare sind dem Heft zu entnehmen, für Unterkunft und Verpflegung sorgt jede/r selbst. Eine 7-Tage-Karte für die BVG sollte man sich vor Beginn des Seminars kaufen, da es jeden Tag zu einem anderen Ort in Berlin zu fahren ist.

Das Programmheft von Arbeit und Leben Berlin, einer Einrichtung der politischen Jugend- und Erwachsenenbildung, erscheint jährlich mit vielen spannenden, interessanten Angeboten. Diese politische Arbeit macht Arbeit und Leben Berlin seit über 60 Jahren mit großem Erfolg.

Link zu Infos unter:
Arbeit und Leben Berlin
(Bildungsurlaub: Ihr gutes Recht - alles rund ums Thema Bildungsurlaub)
und bei Facebook

Im Mai war es für mich wieder einmal soweit: "Kleider machen Leute" - die Textilindustrie in Geschichte und Gegenwart, sollte mich eine Woche lang beschäftigen.

Eine Frage beantwortete sich gleich am ersten Tag: Was ist Kleidung und was ist Mode?
Kleidung ist alles, was man trägt, um seinen Körper zu bedecken.
Mode ist der individuelle Ausdruck von Kleidung. Sie geht über das bloße Bedecken des nackten Körpers hinaus.
Na, so in etwa jedenfalls!
Da kann sich doch jede/r gleich selbst die Frage beantworten:
"Was bedeutet Mode für mich?"

Was ist eigentlich geblieben von der einstmals florierenden textilverarbeitenden Industrie in Deutschland?
Was ist aus der Textil- und Bekleidungsindustrie der DDR geworden?
Produziert wird heute vorwiegend im Ausland mit den Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt hier zu Lande, die jeder kennt.
Ein Gespräch mit einem Gewerkschaftsvertreter im Haus der IG-Metall, beleuchtete einen weiteren Aspekt der Textilindustrie im Jahr 2016 im Standort Deutschland.

Aber wie und wo hat es angefangen in Berlin mit den Webereien?
Ein Film zum Thema "Einwanderung in Berlin - Böhmische Textilunternehmen in Rixdorf" stimmten uns auf das Thema ein. Danach war Zeit für ein Gespräch über das Gesehene.
Wir fuhren nach Neukölln ins böhmische Rixdorf. Eine Reise in die Vergangenheit, eine Spurensuche - was erinnert an die böhmische Geschichte vor Ort?
Der preußische König Friedrich Wilhelm I. war bereit im Jahr 1737 böhmischen Webern eine Neue Heimat zu geben und schenkte 18 Familien 9 Doppelhäuser. Ihr Glaube hatte die Protestanten aus ihrer katholischen Heimat vertrieben. Sie brachten ihr Weberhandwerk nach Berlin. Das Denkmal König Friedrich Wilhelm I. steht heute noch dort, wo diese Häuser einst gebaut wurden, im böhmischen Dorf am Richardplatz. Das denkmalgeschützte Haus in der Kirchgasse 5 wurde 1753 erbaut und beherbergt jetzt das "Museum im böhmischen Dorf".
Auf dem Böhmischen Gottesacker wird immer noch bestattet.

Link:
Das Böhmische Rixdorf

Der S-Bahnhof Schöneweide war unser nächstes Ziel. Er hat noch den morbiden Charme der Wendezeit und ist einer der letzten S-Bahnhöfe Berlins, der noch so erhalten ist.
Hier in Oberschöneweide am nördliche Ufer der Spree, im Bezirk Treptow-Köpenick, war ehemals eines der bedeutendsten Fabrikquartiere Deutschlands. Mit den Weberei  fing es an. Die Gründerzeitbauten am Spreeufer zeugen davon. Die AEG baute 1890 dann eine Fabrik für Akkumulatoren. Es entstanden u.a. das Elektrizitätswerk Oberspree und ein Kabelwerk.
Heute ist in einem der Gebäude die Hochschule für Technik und Wirtschaft zu finden. Man kann am Ufer der Spree im Strandkorb eines Cafes der Hochschule Platz nehmen und die Ruhe am Ufer genießen, oder das eben gehörte im Gespräch mit anderen Seminarteilnehmern vertiefen. Ein gelungener Ausklang des Tages. Die letzten Sonnenstrahlen über der Stadt und ein einsamer Graureiher, der vorüberzieht.
Man darf gespannt sein, wie sich der Bezirk in den nächsten Jahren weiterentwickelt.

Der nächste Tag begann mit "300 Jahren Modegeschichte" und einer Führung durch die Dauerausstellung im Kunstgewerbemuseum am Kulturforum.
Von dort ging es zum Hausvoigteiplatz zu einer Führung mit Informationsgespräch. "Berliner Chic" und das Konfektionsviertel rund um den Hausvoigteiplatz.
Der Name des Platzes geht auf das 1750 errichtete Gefängnis der städtischen Gerichts- und Polizeibehörde zurück. Im gleichen Gebäude hatte der Hofrichter seine Wohnung. Bis 1881 gab es die Hausvoigtei.
Seit 1836 wurde am und um den Hausvoigteiplatz Kleidung gefertigt und verkauft. Die Brüder David, Moritz und Valentin Mannheimer, Juden aus Berlin, gründeten an dieser Stelle das textilverarbeitende Unternehmen "Gebrüder Mannheimer". David Leib Levin, Gebrüder Lewy, Hermann Gerson u.a. folgten schnell ihrem Beispiel.
1892 wurde das "Haus am Bullenwinkel", am Hausvoigteiplatz 3-4 gebaut. Ein Lager- und Warenhaus. Im Mittelalter war dies ein Platz zum Auftrieb von Vieh "Bullen" gewesen.

"Haus am Bullenwinkel", Hausvoigteiplatz 3-4
Foto: eki
Teil des schmiedeeisernen Eingangstores
Foto: eki
Ab April 1933 begannen die Nazis damit, die jüdischen Geschäftsleute zum Aufgeben ihrer Läden zu bewegen. Etwa 4000 Juden wurden deportiert und ermordet.
1992 gründete sich eine Gruppe, die sich für ein Denkmal einsetzte, das an die Verfolgung und Vertreibung jüdischer Berliner vom Hausvoigteiplatz erinnert. Seit 2002 ist es für die Öffentlichkeit zugänglich. Das Denkmal besteht aus zwei Teilen. Einer Anordnung Dreier verspiegelter Flächen, die an Ankleidespiegel erinnern. Sie bilden ein begehbares Dreieck. Im Inneren des Dreiecks sind am Boden Metalltafeln mit Informationen angebracht. Der zweite Teil des Denkmals befindet sich auf der Treppe des östlichen Ausgangs des U-Bahnhofes in unmittelbarer Nähe des Dreiecks. Hier sind viele Namen jüdischer Unternehmen aufgelistet, die sich auf die letzten Einträgen im Berliner Adressbuch beziehen.

Wie aber steht es mit der Modestadt Berlin im Jahr 2016?
Wie entwickelt man sein eigenes Label?
Ein Informationsgespräch in Weißensee Kunsthochschule Berlin über aktuelle Projekte, Studentenaustausch bis nach Bangladesh, zeigte uns das junge Berlin, Ideengeber für die Zukunft.

Weißensee Kunsthochschule Berlin
Foto: eki
Ein Besuch im Modedesigner Atelier von Ellen Eisermann - "Made in Germany" - "dem eigenen Stil treu bleiben". Ein Informationsgespräch mit der Designerin und einer Diskussion vor Ort, zeigten uns nicht nur ihre neue Kollektion, sondern gab uns auch einen kleinen Einblick in die Arbeit einer bekannten Berliner Modemacherin

Link zur Modemacherin:
Ellen Eisermann

Mode und Jugendkultur, eine Diskussionsrunde über den Stellenwert von Mode für Jugendliche - Identität oder Abgrenzung?
Berliner Modemessen ein weiteres Thema des Seminar.

Umweltverschmutzung und menschenverachtende Arbeitsbedingungen, Filmvorführung "The True Coast", waren nach einer Zwischenauswertung Themen der nächsten Seminartage. Beeindruckend hier ein weiterer Film zu dieser Problematik, der Film "China blue".
Wer stellt unsere Kleidung her?
Wer trägt die Kosten für Discountkleidung zum kleinen Preis?
Bio-Mode - fair und sauber?

Links zu hilfreichen Siegel (aus dem Seminar mitgebracht):
Grüne Mode
Greenpeace
Publikationen.pdf

Was geschieht mit unserer Kleidung, die wir in Kleidercontainern spenden, eine "Altkleiderlüge"?
Second Hand "Mitumba" auf afrikanischen Märkten (Dokumentarfilm). Gezeigt wird die vier Monate dauernde Reise eines Second Hand Fußballshirts von Hamburg bis in ein Dorf in Tansania.

Upcycling fashion - was steckt dahinter?
Aus Alt mach Neu, eine alte Idee in neuen Kleidern.

Onlineshops und Websites: 
Second Hand, tauschen und leihen

Aus dem Seminar "Kleider machen Leute" habe ich viele Ideen und Anregungen mitgenommen.
Ein Rückblick in meine eigene Geschichte zeigt mir ein Konzept, das aufging. Meine Mutter hat uns Kindern unsere Garderobe immer so geändert, das wir sie viele Jahre tragen konnten. Sie hat Röcke, Kleider und Hosen, erweitert, verlängert und/oder so verändert, dass sie wieder "wie neu" waren.
Nicht nur bewussteres Einkaufen meiner Kleidung, nein auch Ideen einige meiner Kleidungsstücke so zu ändern, dass ich sie wieder tragbar finde geht mir nicht mehr aus dem Kopf.
Vielleicht veranstalte ich ja eine Tauschparty mit den Freundinnen. Da kann jede das mitbringen, was sie nicht mehr tragen will. Angefangen von Kleidung über Modeschmuck bis hin zu Gürteln und Taschen. Das wird bestimmt ein Riesenspaß und einen leckeren Kuchen backe ich natürlich auch. Das alles sind nur einige meiner "Ergebnisse" vom Seminar.

Weitere Links zum Thema Bildungsurlaub unter:
Bildungsurlaub
Weitere Infos zum Thema
Der Spiegel
IG Metall Seminare


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