"Einmal Köln und zurück bitte, mit dem Schnellen."
Von Frankfurt nach Köln mit der Bahn in einer Stunde und fünf Minuten. Für diesen ICE Sprinter gibt es sogar eine eigene Trasse. Mit dem Schnellen wollte ich schon immer einmal fahren und die Stadt Köln anschauen, na, das sowieso. Los ging's!
Diesmal war der Zug pünktlich, ein gutes Ohmen für meinen Wochenentaufenthalt.
Gleich am Bahnhof sah ich ihn, den Dom, das Wahrzeichen der Stadt, schon seit 100 Jahren von Baugerüsten geziert. Einer Legende nach soll es der Stadt schlecht gehen, wenn der Dom fertig sei, also doch besser ein Gerüst dran lassen?
Kölner Dom mit Baugerüst Foto: eki |
Link:
Unesco-Welterbestätten
Richtung Rhein führte mich mein Weg. Als erstes vorbei an der Philharmonie. Die ist ein unterirdischer Konzertsaal in den Gebäuden der Museen Ludwig und Wallraf-Richartz. Bei Konzerten wird der Heinrich-Böll-Platz für Besucher gesperrt. Passanten laufen sonst immer über den Saal, Radfahrer und Skater nutzen den Platz. Ihre Schritte sind ebenso im Inneren zu hören wie der Klang der Räder der Vorbeifahrenden.
Ein unterirdischer Konzertsaal, in dem jedes Geräusch von oben zu hören ist?
Ja! Die Erklärung ist Ma'alot. Geschaffen wurde das Kunstwerk von dem israelischen Künstler Dani Karavan. Ma'alot ist hebräisch und bedeutet Stufen und bezieht sich auf die Psalmen 120-134, die als "Stufenlieder" bekannt sind.
"Wie selbstverständlich verbinden sich die gegensätzlichen Materialien und zeigen dadurch die Extreme, zwischen denen jüdisches Leben das in Deutschland stattfand, zwischen Bäumen und Schienen".
Quelle:
Der Blog von Gerd Buurmann
link zum blog
Ma'alot
Dani Karavan
Diese Erinnerung kann man hören, an diesem Ort kann man ihr nicht entkommen, unten im Konzertsaal.
Der Künstler stellt wohl nirgends einen Bezug zwischen seinem Werk und dem Holocaust her.
Ma'alot- ein Kunstwerk?
Ein Mahnmal?
Beides?
Ein Mahnmal?
Beides?
Hinweistafel auf Ma'alot Foto: eki |
Ein Teil des Kunstwerkes Ma'alot Foto: eki |
Am Rhein in Köln Foto: eki |
Am folgenden Tag ist eine Fußtour durch die Innenstadt angekündigt. Treffen ist am Dom an der Kreuzblume. Die ist leicht zu finden und schon bin ich mitten drin in Köln.
Wie selbstverständlich lande ich gleich einmal in der berühmten Glockengasse.
Das Haus in der Glockengasse 4 Foto. eki |
...und Innen ein Brünnlein.... Foto: eki |
4711
An anderer Stelle in der Stadt, in den Obenmarspforten 21, steht das Haus in dem das "Aqua mirabilis", das Duftwasser von Farina, das Eau de Cologne des Erfinders Johann Maria Farina zu bekommen ist.
Farina; Gebäude aus dem 18. Jahrhundert Foto. eki |
Farina
Doch Köln hat viel mehr zu bieten als nur zwei Duftwasser. Da war noch ein Brauhaus, zu betreten durch eine Drehtür. Innen im Gastraum, überstieg der Lautstärkepegel bei weitem dem unseres Rasenmähers. Was mein netter Nachbar erzählen wollte, war leider nicht zu hören und mein eigenes Wort, das verstand ich auch nicht mehr. Manch ein Tipp ist eben keine gute Idee.
Da war das Ristorante Toscanini in der Jakobstraße 22 schon eher ein Geheimtipp. Essen lecker, Lautstärke gering, Bier süffig, Wein fruchtig, Mineralwasser gut gekühlt.
Was will man mehr?
Link:
Ristorante Toscanini
Köln feierte gerade etwas nach vom verpassten Karneval in diesem Jahr. Es war viel los in der Stadt. Drei Mädels in TüTü-Kleidchen und im Samba-Schritt kamen mir an der Uferpromenade des Rheins entgegen. Ein Poseidon mit übergroßer weißer Perücke und einer blauen Fischflosse vor seiner Hüfte meinte zu mir:
"Give me five", was ich umgehend tat.
Ein junger Mann in hellen Shorts und dunklem Poloshirt, der direkt hinter Poseidon lief, rief mir zu:
"Das will ich auch!"
Kann man Jemandem eine so netten Bitte abschlagen?
Ich gab noch einmal fünf.
Das Eis war lecker, am besten schmeckte Amarena, mein Mann aß fünf Kugeln vom italienischen Eis aus eigener Herstellung. Von der Menge Eis, da hätte ich sicher Bauchweh bekommen. Auf dem Weg zurück in unser Hotel kamen wir jeden Abend an einer kleinen Kneipe vorbei. Dort wurde laut gefeiert und immer ein Mädchen namens Rosamunde aufgefordert, doch ihr Herz herzuschenken.
Ob sie es getan hat? Ich weiß es nicht. So lange sind wir nicht geblieben. Vielleicht komme ich im nächsten Jahr zum Karneval zurück nach Köln und dann....
Ein Tag blieb uns noch in Köln.
Wie sieht die Stadt wohl von oben aus?
Köln von oben, vom Triangle Panorama aus gesehen Foto: eki |
Rathaus Köln 12 Uhr mittags Foto: eki |
Köln, die Stadt in der einst, es war vor langer, langer Zeit, ein neugierig Schneider's Weib, die Heinzelmännchen zu Köln vertrieb, was bis zum heutigen Tage zur Folge hat,
"das jeder wieder fein,
selbst fleißig sein"
muss.
Am Heinzelmännchenbrunnen, Am Hof 12, kann man sie noch bewundern die kleinen Männchen, die einst nachts so fleißig alle Arbeit erledigten. Gestaltet wurde der Brunnen von Edmund und Heinrich Renard, Vater und Sohn. Eingeweiht wurde der Brunnen 1899 zum hundertsten Geburtstag von August Kopisch.
Link:
August Kopisch: Die Heinzelmännchen zu Köln
Köln, die Stadt in der Josef Kardinal Frings zu Hause war. Einen wie ihn, den könnten wir heute wieder gut gebrauchen in unserer Gesellschaft. Er war Initiator und Mitbegründer des Hilfswerks Miserior. Kardinal Frings wurde mit dem Wort "fringsen" für "Mundraub begehen" in der deutschen Sprache verewigt.
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Erinnerung an Josef Kardinal Frings Foto. eki |
wikipedia:Kardinal Frings
Zum Schluss schlenderten wir ein wenig ziellos durch die Stadt. Vorbei an Häuserfassaden aus den Nachkriegsjahren, die mich faszinierten. Immer wieder bleib ich stehen, konnte mich nicht satt sehen. So viele intakte Fassaden, ich hatte einen Schatz entdeckt.
Häuserzeile in der "Hohe Straße" nahe dem Dom in Köln Foto: eki |
Bis bald.
Bis zum nächsten Mal.
Mein Zug fährt gleich ab, dachte ich. Die Rückfahrt allerdings hatte es in sich - Verspätungsalarm mal wieder.
Na ja, wer fährt schon gerne wieder nach Hause, wenn es gerade so spannend und interessant ist, da wo man sich gerade aufhält.
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