Mein Familienstammbaum wächst und wächst. Es ist und bleibt eine spannende Sache, das mit der Erforschung der eigenen Wurzeln.
Begonnen hat alles mit einem dicken Ordner voller Papiere, den meine Schwester zusammenstellte. Da lagen, fein säuberlich beschriftet und nach Familienzweigen sortiert, die Unterlagen, die mich zu meinen Vorfahren führten, schwarz auf weiß vor mir. Ein dicker Ordner, der Licht ins Dunkel bringen sollte.
Nicht nur meine Schwester hatte sich mit unserer Familiengeschichte befasst, auch der Bruder meiner Mutter. Von ihm stammten viele wichtige Urkunden, Kirchenbuchabschriften und handschriftliche Notizen.
In der letzten Hülle des Ordners lag ein mehrseitiges Papier: Eine Urahngeschichte. Cousin Emil, von Mutters Onkel Erich aus Syracuse in New York, hatte sie verfasst.
"Eine Urahngeschichte, die das 300jährige Geschlecht in 8 Generationen umfasst, gefunden aus Gesprächen alteingesessener Bürger, Aufzeichnungen und Berichten aus Amtsbüchern des Stadtarchivs und der Ratsschulbibliothek, aus Chroniken und anderen urkundlichen Feststellungen, in die Form einer Erzählung gebracht und seinen lieben Verwandten in USA überreicht.
Zu Händen seines Vetters Erich, Samstag, 21. März 1939".
Vetter Emil, eine neue Person im Familienstammbaum. Seine Urahngeschichte reicht bis in die Zeit um 1650 zurück, in die Zeit nach dem 30jährigen Krieg.
Ein armer Kärrer namens Martin, erwirbt einen vierrädrigen Karren zu dem Zwecke, ein Geschäft zu beginnen.
Er, "ein vor kurzem entlassener Söldner, ein honester dimittierter Musketier, spannt seinen mitgebrachten Goldfuchs in die Scherendeichsel und los ging's, sich in den Ortschaften anzubiedern, um ein Geschäft machen zu können."
Waren zum Transport würde es wohl genug geben.
"Es sah ja um 1650 noch wüst aus. Die Mauern der alten Herrenschlösser geborsten, Speicher geleert, Mühlen und Hütten zerstört oder verbrannt, aber der Bauer begann vorsichtig wieder seine Flure nach der alten Fruchtordnung zu bebauen, obgleich es an Pferden und Rindern fehlte. - Der Gaul schnaubt - Martin hielt -".
So wurde aus dem Söldner Martin, nach seiner Heirat mit der schönen Müllerstochter Rosina, mein Stammvater mütterlicherseits. Der Vater meiner Mutter und einer meiner Großcousins tragen seinen Namen: Martin.
Nach vielen Tagen mühseliger Kleinarbeit war es dann soweit, die Namen der Personen aus der Familie meiner Mutter waren im Stammbaum eingetragen. Alle Papiere aus dem Ordner meiner Schwester hatte ich eingescannt und bei der dazugehörenden Person an die richtige Stelle gesetzt. Die ersten Äste des Baumes hatten Blätter bekommen.
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