Donnerstag, 18. Februar 2016

18. Februar 2016 Fastenzeit

Seit Aschermittwoch (in diesem Jahr am 10. Februar) begann für Christen und all die Menschen, die sich diesem Fasten anschließen möchten, die Fastenzeit. Der Aschermittwoch beendet die Faschingszeit und das Fasten stimmt auf das bevorstehende Osterfest ein. Dieser alte christliche Brauch dauert 40 Tage und endet Ostern, am Karsamstag (28. März).
Vierzig Tage lang soll auf Genußmittel wie Süßigkeiten, Alkohol, aufs Rauchen verzichtet werden. Streng Gläubige essen in dieser Zeit kaum "Tierisches".  Das heißt auch keine Nudeln, die unter Verwendung von Eiern hergestellt worden sind.
Abgesehen vom Verzicht auf Genußmittel und tierischen Erzeugnisse gibt es viele Ideen, auf etwas zu verzichten. Ich habe einmal in  dieser Zeit aufs Fernsehen verzichtet. Das war die spannenteste Fastenzeit, die ich eingehalten habe. Ich hörte Radio und entdeckte neue Sender, nie gehörte Sendungen mit interessanten Reportagen und Hörspielen. Geblieben davon ist in meinem Alltag ein Sender, den ich jetzt regelmäßig einschalte.
Meine Freundin verzichtet dieses Jahr für 40 Tage auf ihre Facebook Nachrichten.
Ich habe mir in diesem Jahr vorgenommen, auf Wurst und Wurstwaren zu verzichten und meinen Fleischkonsum stark einzuschränken. Ich gestalte die Tag täglichen Essen phantasievoller als sonst, probiere neue Gerichte aus, aber ich vermisse heiße Würstchen..

Meine erste Fastenzeit begann in dem Jahr, in dem ich das Büro mit einer Christin, die einer orthodoxen Kirche angehört, teilte. Wir frühstückten immer gemeinsam und eines Tages brachte sie ein anderes Essen, als das Gewohnte, mit. Natürlich machte mich das neugierig. Wieso aß sie plötzlich etwas anderes?
"Es ist doch Fastenzeit", sagte sie.
Und dann brachte sie mir ihre Gedanken nahe. Die Fastenzeit hat ihre Wurzeln in Erinnerung an Moses und den Erlöser, die in der Wüste 40 Tage fasteten. In der Fastenzeit war meine Kollegin öfter als sonst in ihrer Kirche zu besonderen, nur in dieser Zeit stattfindenden, Gottesdiensten. Ihre Fastenzeit betrug allerdings 48 Tage.

Ich dachte bei mir: Wie kann ich Wust-und Schinkenbrote in ihrer Gegenwart essen, wenn sie darauf verzichtete? Das wollte ich nicht und etwas neues beim Frühstück zu probieren, erschien mir die bessere Idee zu sein.
Ein Brotaufstrich aus Linsen auf Vollkornbrot wurde zu unserem absolutem Lieblingsfrühstück:
150 gr. Tellerlinsen, in Gemüsebrühe (oder Wasser) weich kochen,
pürieren
2 EL Schnittlauch fein gehackt
1/2 TL Zitronensaft
etwas Kümmel, etwas Olivenöl
Salz, Pfeffer
alles mit den pürierten Linsen vermischen,
noch etwas Sojasauce oder Joghurt oder zerdrückten Knoblauch dazu, je nach Geschmack

Sie kochte jeden Abend und hatte am anderen Morgen die leckersten Salate dabei. Ich fühlte mich verwöhnt und reich beschenkt von ihr.
Wenn ich für unser Frühstück am nächsten Tag zu Hause etwas vorbereitete, fragte ich sie oft vorher:
"Was kann ich an Zutaten hinein tun, was darfst Du essen?"
Das war manchmal eine Herausforderung für mich, das Gericht so anzupassen, daß sie davon aß. Ich habe die Herausforderung gerne angenommen und mit Begeisterung gemeistert. Bei unserem Linsen Brotaufstrich lies ich z. Bsp. einfach das Olivenöl weg.
In dem Jahr berührten unsere Frühstücksgespräche mehr und mehr grundsätzliche Fragen unseres Alltags.
Sind wir zufrieden mit unseren Leben?
Was ist darin zu viel, was zu wenig?
Was geschieht durch das Fasten in unserem Alltag?
Ich denke noch oft daran, wie viel Nähe zwischen uns entstand. Im Jahr darauf beendete sie ihre Doktorarbeit, bestand all ihre Prüfungen. Sie verlies das Institut, um eine neue Stelle anzutreten.

Für mich bedeutet die Fastenzeit, daß ich einmal aus dem Gewohnten aussteige. Etwas für eine kürzere Zeit anders mache als sonst, neue Erfahrungen machen kann.

Was passiert eigentlich mit mir, wenn ich auf lieb gewordenen Essensverhalten verzichte?
Was mache ich, wenn der Fernseher dunkel bleibt?
Keine Schokolade - geht das?

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