Mittwoch, 24. August 2016

24. August 2016 - Die Goldklopfer von Mandalay

Mandalay - die einstige Königsstadt am Irawadi Fluss - hat sich heute zu einer modernen Großstadt gewandelt. Sie ist die zweitgrößte Stadt Myanmars.
1857 beschloss König Mindon das Dorf Yadanabon zu seiner Hauptstadt Mandalay zu machen. Hier herrschte er bis zu seinem Tode im Jahr 1878. Die Stadt war damals nicht nur die weltliche Hauptstadt Burmas, sondern auch ein religiöses Zentrum.
König Thibaw, der letzte König von Burma, wurde König Mindons Nachfolger. 1885 vertrieben ihn die Briten und König Thibaw floh ins indische Exil.
Die Briten übernahmen die Herrschaft über das einstige Königreich Burma. Sie rissen alle historischen Gebäude, mit Ausnahme des Zentrums des königlichen Palastes, nieder.

Im 2. Weltkrieg wurden mehr als 85% von Mandalay zerstört. Ende der 1990 Jahre wurden die Tempel und Paläste auf Anweisung der Militärregierung im alten Stil neu gebaut.

In den Klöster von Mandalay und Umgebung leben heute noch viele tausend Mönche. Sie geben vielen Waisenkindern ein neues Zuhause, unterrichten in Kloster eigenen Schulen und führen ein Leben in Armut. Nur was die Gläubigen ihnen täglich spenden, haben sie zur Verfügung.

Das Handwerk der Goldklopfer hat in Mandalay eine sehr lange Tradition. Seit Jahrhunderten schon wird diese Arbeit in Mandalay und nur in Mandalay ausgeführt. Es ist ein Knochenjob, hoch angesehen und gut bezahlt.

Die meisten Werkstätten der Goldklopfer befinden sich in der 36. Straße, zwischen der 78. und 77. Straße und in der 78. Straße zwischen der 35. und 36. Straße. Kommt der Besucher in der richtigen Straße an, hört er schon von weitem die rhythmischen Schlaggeräusche der Handwerker.
Hier gibt es sie, die Blattgoldmanufakturen, in denen man alles über die Herstellung dieser dünnsten aller Goldfolien sehen und erfahren kann.

Link:
GEOaudio Magazin

"Real gold" aus dem eigenen Land ist es, das durch schlagen mit einem 3 kg schweren Hammer in das kleine Viereck verwandelt wird, das die Gläubigen in Tempeln und Pagoden auf die Statuen auflegen.
Dazu werden kleine Goldkugeln, zwischen mehreren Lagen Bambuspapier gelegt und zum Schluss noch in zwei Lederlappen eingebunden so lange geschlagen, bis sie zu einer hauchdünnen Folie geworden sind. Die Herstellung hat sich über die Jahrhunderte kaum verändert.
Aus einem Gramm Gold sind dann zum Schluss 200 kleine, nur ein tausendstel Millimeter dünne, quadratische Goldfolien geworden.

Goldpäckchen in Lederlappen eingebunden
Foto: eki
Durch das Schlagen erhitzt sich das Gold und wenn das Päckchen die richtige Temperatur hat, ist die Goldfolie hauchfein geworden ist. Die Männer, die diese Arbeit tun stehen barfuß hinter einer schrägen Ebene auf der das lederne Päckchen mit dem Gold eingespannt ist. Konzentriert schlagen sie im immer gleichen Rhythmus darauf ein.

Goldklopfer in Mandalay
Foto: eki
Eine Schale mit Wasser steht vor dem Klopfer auf einem niederen Holztisch, eine Wasseruhr. Eine leere Kokosnußhälfte mit einem Loch im Boden schwimmt auf der Wasseroberfläche. Ist die Kokosnußhälfte voll Wasser gelaufen und untergegangen, wird das Päckchen mit dem Gold umgedreht, der Goldklopfer macht eine Pause. Das Schlagen übernimmt ein anderer und es beginnt von Neuem.

Die Wasseruhr der Goldklopfer von Mandalay
Foto. eki
Diese körperlich sehr anstrengende, schweißtreibende Arbeit ist bei den Männern sehr gut angesehen. Durch das stundenlange Hämmern verbessert man sein Karma. All die unzähligen Goldplättchen, die in den Tempeln Myanmars den Buddhas gespendet werden, stammen ausschließlich aus diesem Viertel in Mandalay.

Neben der Werkstatt befindet sich meistens ein Verkaufs-Shop. Hier werden neben den Goldplättchen auch allerlei vergoldete Gegenstände, wie z. Bsp. mit Gold verzierte Lackarbeiten, angeboten.

Foto: eki
Dahinter, durch eine gut verschlossene Tür vom Verkaufsraum getrennt, verpacken Frauen, in einem verglasten Raum sitzend, die Goldfolien zum Verkauf. Sie schneiden die Folie zu und legen sie zwischen zwei kleine Stückchen aus Bambuspapier. Während der Arbeit sitzen sie in einem separaten Raum, der besonders vor Luftzug und Staub geschützt ist.

Foto:eki
Die fertig zugeschnittene zarte Folie misst zwischen 1,5 cm und 4,0 cm im Quadrat.
Das Blattgold wird an der Stelle auf einer Buddha-Statue angebracht, an der der Gläubige Schmerzen hat und um Heilung bittet.

Anbringen des Blattgoldes an eine der fünf Buddha-Statue in der Phaung Daw U Pagode auf dem Inle-See
Foto: eki
Die Buddha-Statue in der Mahamuni- Pagode in Mandalay ist eine der meist verehrten in ganz Myanmar. Sie zählt zu den Hauptpilgerzielen im Land. Nur Männern ist es gestattet, sich der Statue wirklich zu nähern und Blattgold auf ihr anzubringen, Frauen müssen im äußeren Bereich zurück bleiben. Für sie wird das Geschehen an der berühmten Buddha-Statue des "Erhabenen Weisen" mittels eines Monitor übertragen.

Der Mahamuni-Buddha in Mandalay
Foto: eki
Im Jahr 1884 brannte der Tempel ab, das Gold schmolz. Knapp 90 kg geschmolzenen Goldes, das damals an der Statue haftete, konnten gerettet werden. In der Zwischenzeit kleben wieder Tonnen von Gold an der Statue, deren Haupt mit Diamanten, Rubinen und Saphiren geschmückt ist. Die Buddha-Statue ist 3 m hoch. Im Laufe der Jahrzehnte ist sie jetzt durch das erneute anbringen der Blattgoldfolien bis zu 35 cm dicker geworden.

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